Die Geschichte der Bahn

Die moderne Betonpiste im Erfurter Andreasried hat eine lange und bewegte Geschichte. Sie ist nicht nur Wiege und Heimstatt des Radsports in Erfurt, sondern sie war auch eine kulturelle Begegnungsstätte im Norden der Stadt.

1884 wurde eine Sand- und Aschebahn am Johannisplatz errichtet. Schon ein Jahr später entstand eine Sandbahn im Andreasried. Jetzt konnte die Rekordjagd endlich losgehen, denn diese Bahn hatte überhöhte Kurven und ließ somit viel höhere Geschwindigkeiten als die Bahn am Johannisplatz zu. Doch das war den Rennveranstaltern und Rennfahrern nicht genug. So wurde im Jahr 1899 die neue Zementbahn eröffnet. Die Radrennbahn Andreasried war wirklich geboren.

Hier wurden fortan die verschiedensten Wettbewerbe ausgetragen. Nicht immer stand der Leistungssport dabei im Vordergrund. Hier wurde wirkliche Unterhaltung geboten. So kam es nicht nur zu einem Kräftemessen zwischen Rennfahrern, oder zum Kampf gegen die Uhr. Auf dieser Piste konnten sich auch Mensch und Pferd messen. So kam es zu vielen legendären Duellen. Diese Wettkämpfe wurden von einem bunten Programm für die ganze Familie umrahmt.

Nach vielen turbulenten Jahren mit Wettkämpfen und Volksfesten, unterbrochen durch den 1. Weltkrieg, kam es Mitte der goldenen 20er Jahre zum Umbau der Rennbahn auf 454,4 m. Doch auch in dieser Zeit gab es auch Pfusch am Bau, so musste ein Jahr später nachgebessert werden.
Danach geht es jedoch nahtlos weiter. Pro Jahr werden mindestens 3 Rennen ausgetragen. Auch der heute noch ausgetragene, wenn auch in mehreren Jahren als Teil der Internationalen Thüringen Rundfahrt , Radklassiker „Rund um die Hainleite" hatte mehrfach Zielankunft im alt- ehrwürdigen Andreasried.
Nach dem 2. Weltkrieg liefen die Rennen wieder an, auch jetzt waren es wieder Feste für die ganze Familie und die Rennbahn im Andreasried, jetzt schon eine nicht mehr ganz junge Dame mit einigen Schönheitsfehlern, war erneut Schauplatz großartiger Wettkämpfe zwischen großartigen Sportlern. Aufgrund der Orientierung hin zu den olympischen Sportarten entwickelte sich der Stehersport zu einer Nische. Jetzt fand der Hochleistungssport auf der Piste eine neue Heimat. Daraus entwickelte sich auch der Umbau der Radrennbahn in den Jahren 1972- 1974 auf das damals international normale Maß von 333,33m. Dies war die Voraussetzung für die Austragung von Wettkämpfen in den olympischen Disziplinen. Wir wissen aus der jüngeren Geschichte, dass dieser Schritt auch von vielen internationalen Erfolgen gekrönt war.
Doch auch der Stehersport war nicht aus dem Andreasried wegzudenken, wenn auch nicht mehr mit dieser Förderung und auch nicht mehr mit diesem riesigen Publikumsinteresse wie vor und kurz nach dem 2. Weltkrieg.

Nachdem aus dem Ort für Volksfeste in den 60er, 70er und 80er Jahren eine Talentschmiede wurde, erlebten auch die Veranstaltungen im Andreasried in den 1990er Jahren eine Renaissance. Die Rennen wurden wieder ein Magnet für die eingeschworene Stehergemeinde und deren Fans. Doch auch die Erfolge in den nach wie vor im Fokus stehenden olympischen Disziplinen setzten sich fort. So wurde nach einer oberflächlichen Sanierung der Bahn um die Jahrtausendwende ein kompletter Umbau der Bahn nötig. Zum einen war die Bausubstanz der Rennbahn nicht mehr zukunftsträchtig, zum anderen hatte sich im Laufe der Zeit ein anderer internationaler Standart durchgesetzt.

Die Bauarbeiten begannen 2006 und zogen sich 2 Jahre hin. Doch dadurch ist im Erfurter Andreasried ein richtiges Schmuckstück entstanden. Nicht nur der Erfurter Radsport findet hier eine neue Heimat, die Erfurter haben hier auch eine neue Wettkampfstätte. Dort werden in Zukunft wieder hochkarätige Wettkämpfe geboten und Volksfeste gefeiert.

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Fotos: Holger John, Karina Heßland-Wissel

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